My library button
  • No image available

  • Book cover of Deconstructing Thomas Mann
    Niels Werber

     · 2012

    Gewiss zahlt Thomas Mann nicht zu den Paradeautoren dekonstruktiver Lektureverfahren, wie dies etwa bei Kleist oder Kafka der Fall ist. Als schier omniprasente Gestalt uberschattet die Personlichkeit des Autors seine Geschopfe und lenkt noch die quellenphilologischen Forschungsinteressen der hermeneutischen Nachwelt zuverlassig auf die ewigen Spiegelungseffekte im dualen System von Leben und Werk. Der vorliegende Band wendet dagegen die Aufmerksamkeit vermehrt den Vorgangen der Lekture selbst in ihren jeweiligen Voraussetzungen und Fallstricken zu. Die Beitrage bewegen sich im Spektrum einer methodisch meist nicht deklarativ beanspruchten, aber vom Material selbst geforderten und betriebenen "dekonstruktiven" Bewegung: Einer aufbauenden Zerstorungs- und Zersetzungsarbeit, die in der feinmechanischen Sprachkunst Thomas Manns gleichsam die "Geschaftsbedingungen" dieses Meisterdiskurses offenlegt und destabilisiert.

  • Book cover of Der Erd-Erzähler

    Die Weiträumigkeit und Formenvielfalt der Erde, ihrer Orte und Landschaften zu entdecken und in sprachliche Bilder zu fassen, bildet den vitalen Grundimpuls des Reisens und Schreibens für Peter Handke, den österreichischen Schriftsteller von Weltrang. Erstmals wird hier das Œuvre Handkes unter der leitenden Perspektive des raumgreifenden Erzählens systematisch erkundet und dargestellt. Von den 1966 erschienenen "Hornissen" und der amerikanischen 'Road novel' des "Kurzen Briefs zum langen Abschied" über die Geschichte des Alaska-Geologen aus "Langsame Heimkehr" und den Salzburger Mönchsberg bis hin zu den Erzählungen der Pariser Gegenwart hält sich Handkes Prosa die gängigen Literaturtrends der Gegenwart immer mehr auf Abstand, um stattdessen aus Erdformen, Bodenreliefs und Landschaftslinien ihre Energie zu ziehen. Dabei treten so unterschiedliche Topographien hervor wie das spanische Hochland, die Salzburger Altstadt, der Pariser Vorstadtbogen und der adriatische Karst. Der Band zeigt Handke als Vorläufer eines ökologischen Schreibens und wertet hierfür auch Reiseaufzeichnungen und unveröffentlichte Notizbücher des Schriftstellers aus. Zur Sprache kommen ebenfalls die mit dem Zerfall Jugoslawiens brennend aufgeworfenen Fragen nach den Handlungsmodellen kultureller Gemeinschaftlichkeit und schließlich Handkes ‚Ästhetik der Wanderschaft‘ in den Spätwerken "Niemandsbucht" und "Bildverlust", die in minutiösen Analysen und Deutungen vorgestellt werden.

  • Book cover of Die Zeit schreiben

    Über Zeitsinn und Rhythmen der Literatur Herbstmesse und Osterfest, Weihnachtstage, Mittsommernacht und etliche andere Zeitmarken bilden das Gerüst einer Kalenderordnung, die unserer säkularen Gegenwart als letzte ernsthafte Form der Frömmigkeit verblieben ist. Die alten Römer handelten (so Karl Philipp Moritz, frei nach Ovid) religiös richtig, indem sie mit der Zeit gingen, sich am Zyklus der Kulte und Festzüge orientierten. ‹Zeitfromm› ist heute – in einer grenzenlos vernetzten Welt, wo Prozessoren und Maschinen permanent in Betrieb sind – die Pietät gegenüber althergebrachten Sonderzeiten, erst recht aber der Glaube an die ultimative Gerichtsbarkeit von Terminen und deadlines. Der Umstand, dass es Zeit 'gibt', wird in antiken Mythen als erklärungsbedürftiges Wunder behandelt und auf ein kosmisches Theater der Götter zurückgeführt. Auch in Gedichten, Liedern, Dramen und Erzählungen vergeht Zeit; dies meist in einer sorgfältig angeordneten Weise, als wohlgeformte, in sich gegliederte Abfolge. Die Lyrik akzentuiert das saisonale Wechselspiel der Elemente und Temperaturen, das Drama die handlungsentscheidende Funktion des Augenblicks, und im Roman kommt zutage, wie unterschiedlich gleiche Zeitstrecken erlebt oder genutzt werden. Dieses Buch stellt Texte und Motivzusammenhänge vor, in denen die Zeit selbst im Vordergrund steht und in ihrer Mannigfaltigkeit zu Wort kommt. Die Studie setzt vor 1800 ein mit jener doppelten Neugründung astronomischer und gesellschaftlicher Zeit, die durch den französischen Revolutionskalender angestoßen und dann flankiert wurde von einer naturpoetischen Ästhetik des Jahreslaufs (Rousseau, Schiller, Hölderlin). Relativiert ist dadurch die kanonische Autorität des Kirchenjahres, dessen seelsorgerische Programmatik in Droste-Hülshoffs Geistlichem Jahr noch einmal zur existentiellen Entfaltung gelangt. Schon aber treibt Büchners Dramatik die melancholische und die komödiantische Seite eines durch Arbeit entleerten Daseins hervor. In der Moderne sind es die widerstreitenden Kräfte von langer Dauer und Plötzlichkeit (Thomas Mann), von archaischer Elementarzeit und Uhrenkunst (Ernst Jünger), die an den großen Zeitstrom unterhalb des Wechsels gesellschaftlicher Ordnungen erinnern, zuletzt in der Wiederkehr des Kalendererzählers am Schnittpunkt von historischer Dokumentation und politischer Einbildungskraft (Alexander Kluge). Ein Buch über die Zeit als den Taktgeber der Literatur und des kulturellen Lebens. Es reflektiert in intensiven Auseinandersetzungen mit poetischen Werken das menschliche Bedürfnis, sich in gemeinsamen Rhythmen zu bewegen und zugleich darin die Zeitlichkeit einer je eigenen Geschichte zu erfahren

  • Book cover of Erzählendes und erzähltes Bild

    No author available

     · 2010

    Trägt die Erzählung anstelle einer semantischen Dynamik eine bildliche aus? Die alte Narratologie ging davon aus, dass die Erzählung eine semantische Opposition auf die Zeitachse lege und so den Erzählprozess hervorbringe. Aber vielleicht ist die Erzählung die fortlaufende Exegese von Hintergrundsmetaphoriken, ikonischen Topiken und Kollektivsymboliken. Zugleich erzeugt die Erzählung aber auch Bilder und ikonische Tableaus. Mit Beiträgen von Patrick Bahners, Matthias Bauer, Werner Busch, Michael Diers, Anselm Haverkamp, Alexander Honold, Eva Horn, Ulrike Landfester, Jürgen Link, Ivan Nagel, Joachim Paech, Monika Schmitz-Emans, Ralf Simon, Gerald Wildgruber.

  • Book cover of Die Bilderwelt des Peter Weiss
  • Book cover of Kilimandscharo
  • No image available

  • Book cover of Die Tugenden und die Laster

    Wo liegt Gottfried Kellers imaginares Seldwyla? Es ist eine typische Schweizer Stadt, deren soziale Grundzuge auch fur Deutschland und andere Lander um die Mitte des 19. Jahrhunderts Geltung haben. In einem Kreis von zehn Novellen schreitet Keller das Figurenarsenal und die Erscheinungsformen des zeitgenossischen bauerlichen und burgerlichen Lebens aus und zeigt dabei den Ubergang von traditionalen Wertvorstellungen in die dynamisierten Handlungsmuster der modernen Gesellschaft. Worin jeweils falsches und richtiges, gutes und schlechtes Verhalten besteht, ist unter den Rahmenbedingungen der Moderne nur mehr am novellistischen Einzelfall, das heisst im wechselseitigen Ausgleich von unterschiedlichen Kraften, Interessen und Standpunkten auszuhandeln. Der Band stellt die Seldwyla-Novellen im zeit- und werkgeschichtlichen Kontext vor, erortert ihre Stellung in der Gattungstradition der Novellistik und im burgerlichen Realismus. In ausfuhrlichen Werkbetrachtungen kommen die zehn Seldwyla-Novellen mit ihren kuhnen und verzagten, ihren ruckstandigen und ihren weltzugewandten Protagonisten selbst zu Wort. Gezeigt wird dabei, wie sich jeweils das beschreibende Temperament des Chronisten und das didaktische des exemplarischen Erzahlers uberkreuzen. So stellen in strukturgeschichtlicher Hinsicht die Seldwyla-Novellen Gottfried Kellers ihr modellhaftes Figurenpersonal vor die Probleme und Herausforderungen der gesellschaftlichen Modernisierung. Die erzahlten Tugenden und Laster erweisen sich dabei als Steuerungselemente einer sozialen Bestandsaufnahme und Verhaltenslehre des burgerlichen Lebens.

  • Book cover of Gotthardfantasien
    Lars Dietrich

     · 2016

    Wiege der Eidgenossenschaft, militärisches Réduit, Transitort, technisches Experimentierfeld, Fiktionsmaschine: Der Gotthard setzt Fantasien frei, und zwar nicht nur im Jahr der Eröffnung des Basistunnels, sondern schon seit mehr als zwei Jahrhunderten. Experten aus Politik-, Geschichts-, Kultur- und Literaturwissenschaft sowie von Transtec Gotthard beleuchten die sich bis heute wandelnden Narrative. Dabei beschränken sie sich nicht auf eine Schweizer Nabelschau, sondern präsentieren auch überraschende europäische Perspektiven auf den Gotthard. Ergänzt werden die Beiträge durch literarische Texte von acht prominenten Schriftstellerinnen und Schriftstellern.