· 2021
Was geschieht, wenn sich das Leben auf unvorhergesehene Weise ändert, unbemerkt zu Beginn, schleichend – manchmal schockhaft, wie ein Schlag ins Gesicht? "Vom Lügen und vom Träumen" erzählt von Figuren, die sich auf unterschiedliche Weise den Brüchen in ihren Biografien stellen: Salome macht die Erfahrung, nach vielen Jahren Ehe verlassen zu werden, weil Hannes in Berlin eine Musikerin kennengelernt hat. Diese wiederum erlebt als Jugendliche einen traumatischen Beginn im Westen, nachdem die Familie aus der DDR geflohen ist. Lilly wird indirekt Zeugin eines unerhörten Übergriffes der eigenen Chefin – und muss sich fragen, wem ihre Loyalität gilt. In starken Szenen, die erstaunt und atemlos zurücklassen, zwingt die Autorin ihre Figuren zu Entscheidungen von Tragweite, welche sich manchmal als falsch erweisen und Lüge, Verrat, Verschweigen provozieren. Den Gefährdungen von Innen und Außen zu trotzen, Frohsinn, Leichtigkeit, Geglücktes zu erkennen, all dies schwingt in den Geschichten mit. Es ist Vergnügen und Herausforderung zugleich, dem dichten Geflecht von Verweisen zu folgen, Zusammenhänge zu deuten und in bangen Vermutungen bestätigt zu werden. Birgit Müller-Wieland ist ein großartig komponierter Roman in sechs Geschichten gelungen, dessen einzelne Stimmen erst im Zusammenspiel ihre Komplexität und Raffinesse entfalten.
· 2016
"Zwischen Erschrecken und Heiterkeit", "Orgiastisches Dasein im Zeichen der Vergänglichkeit", "unterschwellige Empörung", "(...) die mitunter bestürzende Gleichzeitigkeit von Glück und Unglück in einer medial zum Dorf geschrumpften Welt" – so lauteten einige der Presse - stimmen zu Birgit Müller-Wielands erstem Gedichtband Ruhig Blut. In ihrem neuen Band mit dem Titel Reisen Vergehen wird das Thema "Reisen" erneut in allen Facetten ausgelotet: Unterschiedliche Orte und Gegenden werden ebenso wie Erinnerungen an die Kindheit, Mutterschaft oder Ausflüge in mythische und imaginäre Zusammenhänge poetisch aufgeladen. Obwohl das Begleitpersonal dieser Reisen zuweilen aus Toten, Hexen, Fuchsfeen und unzuverlässigen bis rettenden Engeln besteht und allerlei Tiere von Eseln über Lipizzaner bis zu Seeunge - heuern die Gedichte bevölkern, geht es um unsere Wirklichkeit, um das, was uns in seiner Gleichzeitigkeit immer wieder verstört: das Schöne, das Schreckliche.
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