Musikbezogenes Handeln findet nicht im ›stillen Kämmerlein‹ statt, sondern profitiert von gedanklichem Austausch. Ob in gemeinsamer Zusammenarbeit, größeren Netzwerken oder durch gegenseitige Inspirationen: Beziehungen – innerhalb der Familie oder in frei gewählten Gemeinschaften – können Kreativität und Handlungsspielräume eröffnen, aber auch einschränken, Vorstellungen beeinflussen und das künstlerische Handeln prägen. Der Band untersucht die Bedeutung verschiedener Beziehungsformen für musikkulturelles Handeln von der frühen Neuzeit bis ins späte 20. Jahrhundert. Die Beiträge entwerfen dabei ein Panorama musikbezogener (Wahl-)Verwandtschaften – von künstlerischen Kooperationen, Paarbeziehungen und familiären Strukturen bis hin zu Wohngemeinschaften.
Vielseitige musikalische Aktivitäten prägten die eineinhalb Jahrhunderte ab 1600, die heute als "Barockzeit" gelten. Höfe, Kirchen und ein erstarkendes Bürgertum förderten Musik für unterschiedliche Aufführungszwecke. Repräsentative Opern- und Ballettaufführungen wurden zu fürstlichen Hochzeiten inszeniert, Glaubensbotschaften in geistlichen Werken musikalisch vermittelt oder erste öffentliche Konzerte für ein breiteres Publikum veranstaltet. Ästhetische und praktische Fragen beschäftigten die Musikgelehrten und Musikschaffenden: Wie kann Musik die Affekte rühren? Und welcher Stil ist für welchen Aufführungsort angemessen? Das Buch nimmt vielfältige Facetten barocker Musik in den Blick. Finanzierungsfragen und Veranstaltungsformen kommen dabei ebenso zur Sprache wie die Entstehung neuer Gattungen, die Virtuosität von Gesangsstars oder die Frage, auf welchen Instrumenten Musik damals gespielt wurde.
Die Etablierung der Opera buffa veränderte die Opernlandschaft des 18. Jahrhunderts maßgeblich. Sie stellte einen inhaltlichen Kontrapunkt zur höfisch geprägten Opera seria dar und löste diese zunehmend in den Spielplänen ab. Wie aber ging die europaweite Verbreitung der komischen italienischen Oper vor sich? Wo konnte sie sich rascher als anderswo etablieren und wer waren die zentralen Akteurinnen und Akteure? Welche Rolle spielten mobile Operntruppen und wie verhielten sich die Höfe zu dem neuen Genre? Erstmals nehmen die Autorinnen in einer systematischen Analyse der Opera buffa in Europa Migration, Mobilität, Netzwerke und Transformationsprozesse zwischen 1740 und 1765 in den Blick. Mit einem Gastbeitrag von Tom Brökel und Heike Brökel.
· 2004
Die Frage, wie Alban Berg in seiner Vertonung der beiden Lulu-Dramen Frank Wedekinds diese >unbändigen Werke in den Rahmen seiner musikdramatischen, ästhetischen und moralischen Vorstellungen einpaßt, ist zentraler Ausgangspunkt der Gezähmten Lulu
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· 2011
English summary: The setting of women's rolls through singing as well as the adoption of masculine parts through female vocalists was a well established practice in the first two centuries of the history of opera. Kordula Knaus analyses this phenomena of cross-gender casting in this volume involving the historical context and sense of awareness. Beginning with the under-representation of women on the opera stage in the 17th century the study ranges from the masculine nurses and female singers as youthful lovers to the castrati as prima donnas in the Roman theater and up till the appearance of "trouser rolls" (in which masculine rolls were portrayed by women) in the 18th century. The author addresses the backgrounds of these divisions in casting, the development of stereotypes in cross-gender casting, the musical and representative demands on female and male vocalists as well as the current meaning and perspective of gender. German description: Die Besetzung von Frauenrollen durch Sanger sowie die Ubernahme mannlicher Partien durch Sangerinnen war in den ersten beiden Jahrhunderten der Operngeschichte gangige Praxis. Dieses Phanomen des Cross-gender Castings analysiert Kordula Knaus in diesem Band unter Einbeziehung historischer Kontexte und Wahrnehmungsperspektiven.Beginnend bei der Unterreprasentation von Frauen auf den Opernbuhnen im 17. Jahrhundert spannt sie einen Bogen von mannlichen Ammen und Sangerinnen als jugendliche Liebhaber uber Kastraten als Primadonnen an romischen Theatern bis hin zur Entstehung der Hosenrolle im 18. Jahrhundert. Sie thematisiert die Hintergrunde dieser Besetzungsentscheidungen, die Entwicklung von Stereotypen im Cross-gender Casting, die die musikalischen und darstellerischen Anforderungen an Sangerinnen und Sanger sowie die jeweilige Bedeutung und Wahrnehmung von Geschlecht.