Die Frage nach der politischen Relevanz religiöser Überzeugungen im öffentlichen Diskurs ist nach wie vor umstritten. Einerseits scheinen Religionen ins Private gedrängt zu werden, da ihre Vorstellungen nicht allgemein verbindlich sind. Andererseits ist ungeklärt, wie ein liberaler Staat Diskurse der normativen Selbstverständigung organisieren möchte. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit neuen gesellschaftlichen Herausforderungen strebt der Band eine Neuverhandlung der Frage an.
Die Frage nach dem guten Leben stellt eine bleibende Herausforderung für unsere Gegenwart dar. Einerseits gilt in spätmodernen Gesellschaften das Versprechen unbegrenzter Möglichkeiten. Andererseits gibt es für Erfahrungen der Endlichkeit und des Scheiterns kaum noch Deutungsangebote. Dabei bietet die christliche Tradition viele Orientierungspunkte, um mit dieser Spannung umzugehen. Junge Theologinnen und Theologen entdecken zentrale christliche Ideen zur Bedeutung des Glaubens für unser Handeln neu. In innovativen Beiträgen entwickeln und diskutieren sie zeitgemäße Perspektiven auf das gute Leben.
· 2025
Welche Konsequenzen hat der Neue Materialismus für die Theologie? Da sich Schöpfungs- und Inkarnationstheologie grundlegend mit der Bedeutung des Materiellen befassen, kann gerade hier ein Dialog mit dem Neuen Materialismus fruchtbare Impulse liefern. Franca Spies zeigt in Auseinandersetzung mit Karen Barads Agentiellem Realismus, inwiefern der »materialist turn« zugleich ein »relational turn« ist: Nicht isolierte Entitäten, sondern das Geflecht ihrer Beziehungen rückt in den Fokus. Schöpfungs- und Inkarnationstheologie erhalten eine performativ-praktische Kontur – mit tiefgreifenden politischen und ökologischen Implikationen, die neue Perspektiven für das Nachdenken über Gott, Welt und Mensch eröffnen.
· 2021
Das Verhältnis des Christentums zum Judentum gibt noch immer zu denken. Die Frage, wie die größte religiöse Nähe zur schärfsten Trennung und Abwertung werden konnte, bildet den Rahmen jeder christlichen Israeltheologie. Die Figur des Paulus gilt häufig als die verkörperte Ablösung des Christentums vom Judentum – eine Diagnose, die von der exegetischen Forschung kaum mehr getragen wird. Die Studie untersucht zunächst die paulinische Israeltheologie, wie sie sich auf Grundlage der sog. New Perspective on Paul darstellt. Dieser exegetische Aufbruch wird verglichen mit dem Umschwung in der katholischen Haltung zum Judentum, der sich v. a. in der Konzilserklärung Nostra aetate niederschlägt. Im Vergleich beider zeigen sich gesetzte Weg-marken, aber auch offene Fragen und unabgegoltene Poten ziale einer angemessenen Israeltheologie.
Die Bewertung der Chancen und Grenzen von Technik wird in Debatten häufig mit religiösen Begrifflichkeiten und Deutungen aufgeladen. Eine systematische Auseinandersetzung damit findet im theologisch-wissenschaftlichen Diskurs bisher jedoch kaum statt. Vor diesem Hintergrund fragt der Band nach den Herausforderungen der Digitalisierung, Technologisierung sowie Materialisierung und leistet einen die Fachgrenzen überschreitenden und die Fächer der Theologie vernetzenden theologischen Beitrag zu Technikdiskursen.
Eine gegenläufige Tendenz kennzeichnet die gegenwärtige Welt. Einerseits nehmen die Veränderungen rasant zu, andererseits steigt das Bedürfnis nach zeitloser Identität und kontinuierlicher Tradition. Einerseits wird Wahrheit pluralisiert ("postfaktisch"), andererseits gibt es eine radikalisierte Suche nach Halt, Identität und ewigen Wahrheiten. In der katholischen Kirche hat der von Papst Franziskus ausgelöste Reformprozess Gegenkräfte auf den Weg gebracht und bestehende Spaltungen deutlicher hervortreten lassen. Diesen Spannungen zwischen Progression und Regression widmen sich die Beiträge.
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