The present volumes̀ focus lies on the formation of a multifaceted discourse on Christian martyrdom in Late Antiquity. While martyrdom accounts remain a central means of defining Christian identity, new literary genres emerge, e.g., the Lives of Saints (Athanasius on Antony), sermons (the Cappadocians), hymns (Prudentius). Authors like Eusebius of Caesarea and Augustine employ martyrological language and motifs in their writings, while beyond the borders of the Roman Empire, new martyrs̀ narratives can be found. The volume thus enlarges and specifies our knowledge of this important Christian discourse.
· 2007
English summary: In this work, Peter Gemeinhardt examines the relationship between the early Christians and pagan education, which was as necessary as it was dangerous. Pagan schools were regularly attended by many Christians. They identified themselves as educated in inscriptions, epistles and some important saints' lives. Moreover, Christians taught in public schools, but normally did not view them as pagan. Since the time of Tertullian, Christian theologians had criticized pagan education for its use of ancient mythology - and because it produced good lawyers and orators, but not good men, and naturally no Christians, as Augustine pointed out. After the fourth century, the Christian attitude changed. Christians now saw themselves as Romans as opposed to the invading barbarians and as inheritors of the legacy of classical education. Education, it appears, was always in dispute among Christians, but never dismissed, as long as Christians belonged to Roman society and participated in the Roman way of life. German description: Die antike Schulbildung galt den fruhchristlichen Theologen als 'heidnisch' und wurde daher vielfach abgelehnt. Doch neben dieser theologischen Kritik zeigt sich bei naherem Hinsehen eine lebhafte Rezeption der antiken Bildung. Auf Grabinschriften, in Briefen und in Heiligenviten erscheint Bildung als Bestandteil christlicher Identitat; und trotz aller Kritik entwickelten Theologen hermeneutische Verfahren zur Aneignung, ja zur 'Konversion' der antiken Bildung in christlichem Sinne. Die Grenzen zwischen Christen und Heiden waren daher noch in der Spatantike keineswegs so strikt gezogen, wie es in der antiken Polemik und vielfach auch noch in der modernen Forschung erscheint. Am Beispiel der Bildung arbeitet Peter Gemeinhardt heraus, wie eng das Christentum trotz aller Distanznahme in seine 'heidnische' Umwelt verwoben war. Dabei erweist sich das 4. Jahrhundert als Phase theologischer Verunsicherung, in der die Kirche verstarkten Zulauf auch von Gebildeten erfuhr, die keinen Widerspruch zwischen Glaube und Bildung empfanden. Die Kritik eines Hieronymus und Augustin verklingt im 5. Jahrhundert, als sich die Christen gegenuber den 'Barbaren' als 'Romer' wahrnehmen und die Institutionen der klassischen Schulbildung in den Wirren der Volkerwanderung zu bewahren versuchen. Erst im 6. Jahrhundert beobachten und beklagen Christen das Ende der antiken Bildung.
· 2022
Peter Gemeinhardt behandelt in diesem Lehrbuch die Geschichte des Christentums in den ersten sechs Jahrhunderten seines Bestehens. Er unterteilt die Gesamtentwicklung in drei grosse Phasen - Formierung (ca. 100-250 n. Chr.), Stabilisierung (ca. 250-450), Pluralisierung (ca. 450-700) -, in denen jeweils vier thematische Aspekte zur Sprache kommen: A. Das Christentum als Religion unter anderen Religionen, B. Praktiken der Frommigkeit, C. Theologie als Prozess der Lehrbildung und Selbstreflexion, D. Kirche als Institution und Organisation. Auf diese Weise wird einerseits die hohe innere Pluralitat des spatantiken Christentums herausgearbeitet, andererseits aufgezeigt, dass und wie christliche Identitat in dieser Vielfalt gesucht und gefunden wurde. Der Autor greift damit neuere Tendenzen einer religions- und sozialgeschichtlichen Betrachtungsweise des Christentums auf und erganzt sie um den Aspekt der Institutionalisierung, also der immer wieder erforderlichen Aushandlung, was christlich ist und wo dessen Grenzen verlaufen. Zudem arbeitet er heraus, welche Rolle Theologie als kontinuierliche Reflexion des authentisch Christlichen in diesem Prozess spielte. Zugrunde liegt ein weit gefasstes Verstandnis von Spatantike als einer Epoche, in der mit dem Christentum und dem Judentum sowie spater mit dem Islam monotheistische Religionen mit traditionellen Kulten und philosophischen Deutungskulturen koexistierten und konkurrierten. Gerade dadurch gewann das Christentum Kontur als denkende, handelnde und feiernde Religionskultur, die stabile Identitat mit kontextsensibler Flexibilitat zu verbinden verstand.
· 2013
Antonius der Große, der als Einsiedler in der Wüste teuflischen Versuchungen widersteht und zum Leitbild des Mönchtums wird, ist eine Schlüsselfigur des frühen Christentums. Peter Gemeinhardt erzählt anhand der zahlreichen antiken Quellen das über hundertjährige Leben des Heiligen und zeigt, warum dieses Urbild eines Asketen gerade in der Moderne so viele Schriftsteller und Künstler inspiriert hat.
· 2014
Peter Gemeinhardt nimmt in den vorliegenden Studien das spätantike Christentum als Institution und als Gemeinschaft der Heiligen in den Blick. Schwerpunkte liegen auf der Gestalt und dem Selbstverständnis der Kirche im 4. und 5. Jahrhundert und auf der Aktualität der Märtyrer auch nach dem Ende der Verfolgung, weiterhin auf der Bildung von Heiligen und schließlich auf der Vita Antonii und ihrem Verfasser Athanasius. Obwohl eine ausdrückliche theologische Reflexion der Kirche selten ist, wird intensiv diskutiert, was Kirche in der Spätantike sein soll: Volkskirche oder elitäre Gemeinschaft? Gemeinhardt verdeutlicht, dass zwar die Ränder der Kirche unscharf waren, dies aber dadurch ermöglicht wurde, dass die Kirche ein klares Zentrum hatte: das Leitbild der Märtyrer und der Heiligen. Diese fruchtbare Spannung von Offenheit und Bestimmtheit war für das Überleben und den Erfolg des Christentums in der Spätantike mit entscheidend.
"Bildung" ist eines der zentralen Kommunikationssymbole in unserer Gesellschaft. Was aber bedeutet eigentlich "Bildung" und inwiefern können aus der Lektüre biblischer Texte Impulse für die allgemeine Verständigung über "Bildung" gewonnen werden? Dieser Frage gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Provenienz (von der "klassischen" Exegese bis zu Sozialwissenschaften) nach. In den Fokus rückt dabei in vielen Beiträgen ein Verständnis von "Bildung" als eine spezifische Umgangsform mit der biblischen Überlieferung. Dahinter steht die in vielen biblischen Texten formulierte Figur, dass Texte auf die Aneignung einer Botschaft auf Seiten der Lernenden zielen. Auf "Bildung" hin übersetzt verweisen die biblischen Texte dann auf ein Verständnis von Menschen als Lernende, wobei Lernen als kritische Selbst-Reflexion von Gottesbeziehung, Weltbeziehung, Selbstbeziehung zu verstehen ist. Dabei bewährt sich die Relevanz der biblischen Texte darin, dass sie in das Lernen als Leitfaden des eigenen Lebens übersetzt werden können. Dass die biblischen Texte insgesamt unterschiedliche, plurale Orientierungsmuster für das eigene Lernen anbieten, ist und bleibt eine große Stärke der Mehrdeutigkeit, solange im Blick behalten wird, dass es sich immer um eine zugleich umgrenzte und fokussierte Vielfalt, keineswegs jedoch um eine autoreligiöse Beliebigkeit des "anything goes" handelt. Neben dieser Bestimmung von "Bildung" als existentieller Kern der Bibel-Rezeption wird auch die traditionelle Vorstellung untersucht, dass biblische Texte einen besonderen Bildungsgehalt im Sinne eines Gegenstands bereithalten. Die Verbindung und Differenz von biblischen Texten und klassisch-griechischen Vorstellungen der παιδεία stehen dann im Zentrum. In all diesen Perspektiven kann ein biblisch-theologischer Beitrag für die allgemeine Verständigung über "Bildung" gesehen werden.
Vor den Herausforderungen der Gegenwart die Grenzen und die Potentiale der evangelischen Theologie systematisch auszuloten und im ökumenischen und nicht-konfessionellen Kontext neu zu denken, ist ein Lebensthema des Marburger Theologen Hans-Martin Barth. Die in diesem Band versammelten Beiträge anlässlich eines Symposiums zu seinem 80. Geburtstag beschäftigen sich mit den damit verbundenen Fragestellungen und suchen - teilweise indirekt, teilweise direkt - das Gespräch mit Hans-Martin Barth. Die Beiträge nähern sich dem Thema aus kirchengeschichtlicher, systematisch-theologischer und praktisch-theologischer Perspektive.
Die persönliche Eignung zum Pfarrberuf erhält in der kirchlichen und pastoraltheologischen Diskussion gegenwärtig große Aufmerksamkeit. Welchen Beitrag kann theologische Ausbildung zu Bildungsprozessen personaler und pastoraler Identität leisten? Der Band präferiert und fördert ein Bildungsverständnis, das neben formalen und organisierten auch lebensweltliche Identitätsbildungsprozesse voraussetzt. Der Beitrag der theologischen Ausbildung zu diesen ist zunächst dem Aufgabenbereich der Praktischen Theologie zuzuordnen, erfasst aber alle theologischen Disziplinen. So entsteht ein aktuelles, perspektivenreiches Spektrum der Beschreibung und Reflexion theologischer Bildungsprozesse. Dass Bildung vorrangig als Selbstbildung in einem mehrschichtigen Prozess verstanden wird, stellt sich zwischen den Disziplinen als Konsens heraus.
Carl Andresen (1909-1985) widmete sich seit seiner bahnbrechenden Studie Logos und Nomos (1955) dem Verhältnis von Antike und Christentum. Die gesammelten Studien leuchten dieses Feld der Begegnung in vielfältigen Facetten aus, von der Zuordnung von Theologie und Philosophie in den Debatten über die Trinität über Fragen der Ethik und Seelsorge bis zur Verteidigung des Wahrheitsanspruchs der Bibel gegenüber der philosophischen, besonders der platonischen Tradition. Die Apologeten der frühen Kirche sowie Augustin als integrale Gestalt der Spätantike stehen dabei im Mittelpunkt. Andresen zeigt, dass und wie die Wahrheit der christlichen Botschaft sich im Horizont antiker Geistigkeit bewährte. Möglich war dies nur durch Anknüpfung und Kritik zugleich. Jenseits der Frage nach einer einlinigen Hellenisierung des Christentums macht Andresen deutlich, wie die Rezeption der Antike nicht nur Kirche und Theologie, sondern auch die Antike selbst neu gestaltete.