· 2017
Verlassen wir also die Hörsäle und die Cafés, die Lesezimmer und den Ohrensessel, um den Arbeitskraftbesitzern zu folgen, in die verborgene Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: "No admittance except on business." Diese Ausgabe der metamorphosen ist dem scheinbar alltäglichsten Thema unserer Gesellschaft gewidmet: der Arbeit. Doch die ist nicht so einfach zu greifen: In vielen (aber nicht allen) Bereichen verliert die klassische Trennung von Arbeit und Freizeit ihre Bedeutung. Immer öfter wird Freizeit zu Arbeit, sieht Arbeit wie Freizeit aus. Gleichzeitig hat es den Anschein, als wäre die Arbeit in der gegenwärtigen Literatur die große Abwesende. Sie findet irgendwo im Hintergrund statt und bestimmt weder Figuren noch Form.
· 2017
Die 19. Ausgabe der metamorphosen beschäftigt sich mit dem Fake. Oder genauer: mit seinem Verhältnis zur Fiktion. Was ist der Fake, was kann, macht, will er eigentlich im Text? Und was grenzt ihn ab von der Fiktion? Fragen stellen sich nach dem Nährboden sowie dem Resonanzraum des Fakes als Textwerkzeug – und in welchem Kontext er stattfinden muss, um als Mittel im Text oder als Finte überhaupt zu funktionieren. Beiträge kommen u.a. von Ann Cotten, Joshua Groß, Juliana Kálnay, Wolfgang Müller und Tobias Roth.
Seit 2013 erscheinen die "metamorphosen" vierteljährlich in Berlin. Im jungen "Magazin für Literatur und Kultur" stehen unveröffentlichte, neue Lyrik und Prosa neben Essays, Rezensionen, Porträts und ausführlichen Interviews. Hier und jetzt, mit der elften Ausgabe, wird ein Neubeginn gewagt. Denn ab sofort erscheint das Magazin beim Verbrecher Verlag - und im neuen Look. "Außenrum" heißt das neue Thema entsprechend. Könnte man meinen. Das Wort aber verweist nicht nur auf Cover, Weißraum, Titel und Typografie, vielmehr wird hier die Frage der Verpackung allgemeiner gestellt: Ist die Verpackung der neue Inhalt? Wann wird Verpackung zum Inhalt, wann wird das Außen zum Innen? Welche Verpackung geben wir uns heute, wie gestalten wir uns - welche Rollen nehmen wir an - offline und online, in sozialen Medien und Co.? Antwortversuche gibt's hier, drinnen, in den "metamorphosen 11". Mit Beiträgen von u.a. Tobias Amslinger, Hannes Bajohr, Moritz Gause, Kerstin Grether, Kinga Tóth und Wolfgang Welt.
· 2019
Sternschnuppen auf Knopfdruck? Ein Start-up aus Japan will, dass aus dieser Vorstellung bald Realität wird – unsere Realität. Über zwei Jahre ist es her, seit wir uns in den metamorphosen mit den weit entfernten Galaxien und künstlichen Welten der Science-Fiction beschäftigt haben. Jetzt ist es Zeit für Teil zwei, denn was uns beim Lesen der Texte immer wieder wie Sternschnuppen von den Augen fiel: Science-Fiction als wahrnehmungsverunsichernder und -verunsicherter Modus hält auch in solche Texte Einzug, die mit dem Genre eigentlich nichts zu tun haben. Technizistische Verfremdung, kontrafaktische Weltbehauptung oder fröhliche Untergangsphantasie – you name it. Und obwohl sich uns im Real Life kaum noch Zukunft bietet: Wir kommen nicht los von der Zukunft und die Zukunft wird strange sein. Das wirft eine Menge Fragen auf: Was passiert da gerade mit Virtualität und Realität? Warum muss immer die Welt untergehen? Welche Literatur nimmt uns an die Hand und führt uns durch das Uncanny Valley? Die Slipstream-Literatur zum Beispiel? Wo bleiben das Grobpixelige und der Glitch in der glatten Simulation? Wo brechen wir aus unserem Programm aus – und wo die Protagonisten, von denen wir lesen?
· 2016
"Die Geschichtenerzähler machen weiter" – so bewies sich Anfang der 70er Jahre Rolf-Dieter Brinkmann das Morgen im Heute, "wie die Songs weitermachen"; und nicht nur die. Alles und alle machten weiter; dabei scheint der Grund weniger als die Art der Westwärtsbewegung verschieden. Weiter macht, wer muss. Nur wie? Macht, wer einfach weitermacht, zugleich Schluss mit dem Feuer des ersten Tages? Oder ist das Weiter einfach nur der zweite Schritt nach dem ersten beschwingten? Um's Weitersingen, resigniert oder notgedrungen, geht es in diesem Heft – und um die, die noch immer am Regler drehn, wenn die Party schon aus ist; die oft kaum merkliche Zuversicht, die im keep on des keep on keepin' on liegt.
· 2017
Für den Autor Tom McCarthy ist der langsam wachsende, graue "Buffering-Balken" das Symbol für das Gespenst gewordene Noch-nicht des digitalen Contents. Als Noch-nicht ist auch der im Entstehen begriffene Text so ein Mittelding, und ein Mittel: etwa um Paranoia zu bannen und Gespenster, oder was uns sonst noch so heimsucht. Die Vorstellung von Gegenwart als einer gebufferten also, als Stream, und der Text als Problem zwischen der Retrobewegung (als Ausweg?) einerseits und dem Loop dessen, was "sich verfängt und wüst modert" andererseits. In diesem Heft soll es um die Gespenster gehen, das Verweigern von Ratio und diverse Wiedergänger. Dieses Vorwort ist das Noch-nicht dieser Ausgabe und gewissermaßen ihr Buffer-Symbol.
· 2019
Utopia – bei Thomas More war das noch eine ferne Insel. Ein Mann behauptet, diesen Ort ausgiebig bereist zu haben. Übersetzt man jedoch seinen griechischen Namen, Raphael Hythlodeus, dann weiß man, dass er entweder der größte Feind des Schwätzens ist – oder aber der größte aller Schwätzer. Doch schon bald waren sich andere Schreibende sicher, dass dieser beste Ort nicht auf dieser Welt zu finden ist, sondern höchstens in einer ihrer möglichen Zukünfte. Wo liegt unser Utopia heute? Finden wir es nach dem systempolitischen Grauen des 20. Jahrhunderts nur noch im Partikularen und Privaten, eingerahmt von einem Kapitalismus, der keine großen Utopien braucht, ja, sich ihrer Überwindung gar rühmt? Wären Utopien heute also wichtiger denn je, gerade weil sie systemisch einen so schweren Stand haben und historisch so diskreditiert sind? Wenn ja, braucht es ein Update. Wie verhindern wir, dass die alten, totalitären Fehler wiederholt werden? Wie stellen wir sicher, dass es ums große Ganze, um eine gemeinschaftliche Vision geht? Denn ohne diese ist der Kampf um neue Utopien doch schon verloren – oder? Oder stecken sie etwa doch im kapitalistischen Hier und Jetzt, und die Linke ist ganz einfach blind geworden für sie? Die Literatur jedenfalls hat sich dabei schon viel zu lang herausgehalten und auf dem warnenden Exempel der totalitären Dystopie ausgeruht – oder ist das ein ungerechtes Urteil? Was erzählen die neuen Utopien? Wie sieht das Leben in ihnen aus? Wer findet und bereist sie für uns? Wie viel Geschwätz, wie viel Ernst muss in ihnen stecken? Und nicht zuletzt: Welche Formen finden sie, um in einer veränderten Welt neue Wirksamkeit zu entfalten?
· 2016
Salbeitrips und Art Garfunkel; über unendliche Treppen und die nie enden wollende Flucht in den Frieden; die Poesie der Algorithmen gegen die Allmacht der Möbelkonzerne; Gedanken zu Blogs, neue Lyrik und ein Gespräch in New York. Oder, anders gesagt: Texte, die etwas wollen. Loslegen nämlich. Den Aufbruch, die Wende, den Vorstoß. Texte, die fragen, wer sich wo noch was traut heute beim Schreiben. Die den Bogen überspannen, etwas wagen. "Kühn totalitär roh kämpferisch und lustig", so müsse geschrieben werden, das forderte einmal einer in Klagenfurt, mit offener Stirn und blutigem Gesicht, "so wie der heftig denkende Mensch lebt."
· 2020
Gehen, das heißt auch: flanieren, spazieren, sich treiben lassen, Umwege nehmen. Im Gehen zeigt sich die Kartographie unseres raumbezogenen Möglichkeitssinns. Als eine von den Umständen bedingte Praxis wird es im Gehen aber auch immer dort reizvoll, ja, gefährlich, wo den Gehenden Grenzen gesetzt werden: Wo Werbung, Straßenschilder, Mauern und Zäune unsere Gehgeschwindigkeiten bestimmen. Wo inmitten der Architektur unsere Emotionen geformt werden. Und wo zwischen den Rastern der Norm – von der Bordsteinkante bis zur Skyline – die Stadt aufscheint.
· 2017
Radikal autobiographisches Schreiben heute: Diese Ausgabe der metamorphosen widmet sich der sogenannten "Alt Lit" und der "New Sincerity". Zum ersten Mal überhaupt wird mit diesem Heft eine Auswahl an Texten der beiden Bewegungen in deutscher Übersetzung vorgelegt. Gastherausgeber Marc Degens hat Erzählungen, Gedichte, Interviews und Journale versammelt. Sie stammen von u.a. Megan Boyle, Elizabeth Ellen, Tao Lin und Guillaume Morissette. Übersetzt wurden sie von u.a. Ann Cotten, Clemens J. Setz und Ron Winkler.