· 2015
Der Westen des Heiligen Römischen Reiches war vom späten 16. bis in das frühe 18. Jahrhundert fast ununterbrochen von den europäischen Kriegen der Epoche betroffen, u.a. dem Achtzigjährigen Krieg in den Niederlanden, dem Dreißigjährigen Krieg und dem Spanischen Erbfolgekrieg. Durch ihre Nähe zu den Niederlanden, die sich im im politischen Umbruch befanden, und dem expandierenden Königreich Frankreich bildeten das Rheinland, die Pfalz und der Oberrhein zentrale Schauplätze von Kriegshandlungen, waren Rückzugs- und Durchzugsgebiet von Söldnerheeren sowie Migrationsziel zahlreicher Flüchtlinge. Die Beiträger des Bandes schildern den Alltag des Krieges und fragen nach den gesellschaftlichen Konsequenzen sowie der Wahrnehmung und Erfahrung militärischer Gewalt in der Frühen Neuzeit.
Landschaften werden oftmals als ›romantisch‹ wahrgenommen − und Städte? Der urbane Raum bildet einen ebenso wichtigen Aktualisierungsort von Ideen und ästhetischen Strategien der historischen Romantik. Der Band zeigt, wie sich romantische Modelle in Stadtentwürfen, Stadtwahrnehmungen und Stadtaneignungen gebildet haben. Auch wenn die große Bedeutung des Naturerlebens in der Romantik unbestritten bleibt, lässt sich zeigen, dass neben Natur und Landschaft auch die Stadt einen wichtigen Aktualisierungsraum des ›Romantischen‹ bildet. Zentrale Elemente romantischer Stadtvorstellungen sind die harmonische Verbindung von Stadt und Land, die Ästhetisierung des städtischen gebauten und sozialen Raums, die Wertschätzung des Fragmentarischen und die Orientierung an einer imaginierten Vergangenheit. Diese Grundzüge romantischer Urbanität werden in diesem Band in verschiedenen Facetten vorgestellt und dabei auch Aktualisierungen bis in das moderne Stadtmarketing hinein aufgedeckt.
Trinken ist lebensnotwendig. Wer, wie, wo, was und wann trinken durfte und konnte, unterlag in der Geschichte jedoch kontinuierlichen Aushandlungs- und Wandlungsprozessen. Die Bedeutungen der Genussmittel – seien es Bier oder Wein, Kaffee oder Tee – changierten zwischen Alltagsgetränken, medizinischen Heil- oder Suchtmitteln und prestigeträchtigen Luxusgütern. Ihr Konsum konnte als sozial erwünscht oder als gefährlich gelten. Die Beiträge dieses Bandes vereinen Untersuchungen von Trinkpraktiken und der zeitgebundenen Debatten darüber; auf diese Weise geben sie Aufschluss über soziale, politische, kulturelle und wirtschaftliche Ordnungsvorstellungen von der Frühen Neuzeit bis heute. Sie zeigen zudem, dass über Trinkpraktiken epochenübergreifend Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Distinktion, nach race, class, gender und anderen Differenzkategorien verhandelt wurden.
Um geschichtspolitischen und erinnerungskulturellen Verengungen und Einseitigkeiten entgegenzuwirken, die im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 mit der Betonung auf Luther und Wittenberg allgegenwärtig waren, nimmt dieser Band den Prozess der Reformation in einer zeitlich und geographisch anders gelagerten Fokussierung in den Blick. Denn das Beispiel der Hansestadt Rostock zeigt, dass "Reformation" nie ein lokal und zeitlich begrenztes Ereignis war. Von verschiedensten Akteuren (Gelehrte, Prediger, Drucker, Studierende) wurde mit Hilfe unterschiedlichster Medien (Kirchenordnung, Gesangbuch, Geschichtsschreibung, Verträge) ein regelrechtes Netz des neuen Glaubens geknüpft. Dieser Band beleuchtet nicht nur die Verbindungen zwischen der deutschen und skandinavischen Kirchengeschichte, sondern bringt auch frömmigkeits- und kommunikationsgeschichtliche Aspekte mit der Universitäts- und politischen Ereignisgeschichte ins Gespräch. Lokale Aspekte des reformatorischen Geschehens in Rostock, Mecklenburg und den skandinavischen Nachbarländern werden zudem in die Gesamtgeschichte und Zusammenhänge der Reformation eingeordnet und auf ihre aktuellen Bezüge hin beleuchtet. Die Diversität des historischen Phänomens spiegelt sich nicht nur in der Interdisziplinarität der Beiträge (Geschichte, Theologie, Germanistik, Archäologie, Buchwissenschaften), sondern auch in der Kombination von Überblicksdarstellungen und detaillierten Quellenstudien.
· 2010
English summary: In the first three centuries of its existence, the University of Rostock - the oldest university in the Baltic Sea region - was one of the most important educational centers for students from the north German, Scandinavian, and Baltic territories and cities. Transformed through the work of distinguished humanist scholars, the Mecklenburg State University developed into a central hub of the confessional age. This cross-sectional study based on a differentiated registry analysis traces the turbulent development of Rostock in the three centuries of the early modern period using the regional and social profile of visitors as a research basis. The short-lived Pietistic competition Buetzow (1760 - 1789), previously neglected by research, is also appropriately considered. With this study, a comprehensive and exemplary social and cultural presentation of an important pre-modern Protestant university is presented for the first time. German text. German description: In den ersten knapp drei Jahrhunderten ihres Bestehens war die Universit�t Rostock - die �lteste Hochschule im Ostseeraum - eine der wichtigsten Ausbildungsst�tten fuer Studenten aus den norddeutschen, skandinavischen und baltischen Territorien und St�dten. Bef�rdert durch das Wirken profilierter humanistischer Gelehrter entwickelte sich die mecklenburgische Landesuniversit�t zu einer zentralen geistigen Drehscheibe im Konfessionellen Zeitalter.Die auf einer differenzierten Matrikelanalyse basierende L�ngsschnittstudie zeichnet die wechselvolle Entwicklung Rostocks in den drei Jahrhunderten der Fruehen Neuzeit anhand des regionalen und sozialen Besucherprofils nach, wobei auch die von der Forschung bislang vernachl�ssigte, kurzlebige pietistische Konkurrenzgruendung Buetzow (1760 bis 1789) angemessen beruecksichtigt wird. Mit der Studie liegt erstmals eine umfassende und beispielhafte sozial- und kulturhistorische Gesamtdarstellung einer bedeutenden vormodernen protestantischen Universit�t vor.
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· 2022
Die historische Forschung hat seit längerem herausgearbeitet, dass Migration nichts von einer Norm Abweichendes ist, sondern vielmehr ein »konstitutives Element der Menschheitsgeschichte« (J. Oltmer), der Mensch mithin stets ein »homo migrans« (K.-J. Bade) war. Auch die Geschichte Brandenburgs wurde seit jeher von Einwanderungsprozessen geprägt. Von »Toleranz« im modernen Sinne kann freilich keine Rede sein, sondern meistens ging es um ökonomisch nutzbringende Aufnahme bestimmter Gruppen. Sehr oft waren die Ansiedlungen aber auch das Ergebnis von Flucht, Vertreibung und kriegerischer Gewalt. Der vorliegende Band zeigt anhand von Beispielen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart die Bedeutung der Zuwanderung für Brandenburg auf. Der Bogen reicht von der slawischen Einwanderung des 8./9. Jahrhunderts bis zur Ankunft russisch-jüdischer »Kontingentflüchtlinge« im Gefolge der deutschen Wiedervereinigung, von Niederländern, Juden, Hugenotten, Revolutionsflüchtlingen in der Frühen Neuzeit bis hin zu Muslimen, Zwangsarbeitern, Vertriebenen und DDR-»Fremdarbeitern« im 20. Jahrhundert - eine Geschichte der Vielfalt des brandenburgischen Raumes und seiner Bevölkerung im Spiegel der Zuwanderung.
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